Luzide Träume (SWTOR)

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Sethwyn
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Luzide Träume (SWTOR)

Beitrag von Sethwyn » 17.05.2014, 01:05

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Sathrin findet sich in Kaas City wieder. Sie steht am Taxistand, blickt die Straße entlang. Sie ist verwirrt, weil sie nicht weiß wie und vor allem WARUM sie hierher kam. Als sie sich abwenden will, versagen ihre Füße ihren Dienst. Ihr Körper will bleiben, hier, an dieser Stelle. Sie versucht es mehrmals, doch jedes Mal ohne Erfolg.
In schlechten Träumen, hat sie mal nachgelesen, funktioniert häufig das Gegenteil dessen, was man zu tun wünscht. Also macht sie einen Schritt nach vorn – was erfolgreich ist. Es folgen weitere, zögerliche Schritte, bis am Aufgang zur Brücke steht.
In der Nähe ein leises, statisches Knistern. Das Geräusch eines aktivierten Tarngenerators. Darauf folgen rasche Schritte über den nassen Asphalt und sie sieht, wie schmale Fußsohlen am Boden den Regen kaum merklich verdrängen, wie die Tropfen an der unsichtbaren Gestalt haften, sich erneut streuen und herabrinnen.
Sathrin bleibt alarmiert stehen, sie kennt diese Geräusche. So klingt es, wenn sie nicht gesehen werden will.
Noch ehe sie den Gedanken weiterverfolgen kann, hört sie den eiligen Schritt auf dem Weg vor ihr, unter den leisen Sohlen. Wieder so laut, als wären es die Eigenen. Also blickt sie an sich herab, betrachtet ihre Stiefel. Nein, nichts. Sie steht noch immer bewegungslos am Fuß der Brücke.

Es kommt Bewegung in die schlanke Frau. Ganz gleich wer sich so ungeschickt durch die Stadt stehlen will, er kann nichts Gutes im Sinn haben. Was nicht unbedingt verhindert werden muss, wenn es das Richtige ist und er Erfolg haben wird. Sathrin schmunzelt beim Gedanken an einen toten Sith auf der Straße, auf dem Marktplatz, in einer Cantina. Sonst wo, Hauptsache öffentlich niedergestreckt.
Eilig aber ruhig geht sie den verräterischen Geräuschen nach und muss feststellen, dass, obwohl sie auf offenem Wege steht, sie niemanden sehen kann, wenngleich sich die andere getarnte Person in unmittelbarer Nähe befinden müsste.
Schritte nähern sich. Nicht die sicher gesetzten, vorsichtigen, sondern unbedacht gesetzte Schritte eines Spaziergängers. Nein, zweier Spaziergänger. Schlendernd und doch rhythmischen Schrittes überqueren sie die Brücke. Gleichzeitig kann sie hören, wie es unter den fremden Stiefelsohlen abermals leise platscht, als würde er sich eiligst abwenden und außer Sichtweite der Spaziergänger springen.

Sie selbst bleibt einfach stehen und wartet ab. Zwei Männer kommen über die Brücke, ins Gespräch vertieft. Sie kennt Beide, ein Lächeln schenkt sie dem einen, den sie liebt. Einen weniger warmen Blick dem anderen, dem sie gleichsam Skepsis wie seichtes Vertrauen entgegenbringt. Sie bemerken sie nicht, obwohl sie mittlerweile in Sicht- und Hörweite direkt vor ihnen steht.
Sathrins Gedanken wandern zurück zu dem Fremden, der durch die nähere Umgebung schleicht. Sie lauscht, einen Moment lang abgelenkt von der vertrauten Stimme des Geliebten, kann sie dennoch hören, wie der unbekannte Schatten Position bezieht. Hinter den Männern – auf der falschen Seite.

Mit wenigen Schritten ist sie bei den Männern, welche sie verwundert ansehen, fragenden Blickes. Für einen Wortwechsel oder Erklärungen ist keine Zeit. Sie spürt mit jeder Faser ihres Körpers wie sich die fremden behandschuhten Hände um die Griffe zweier Vibromesser legen, wie sie mit lautloser Sicherheit gezogen werden. Der verborgene Körper des Unbekannten spannt sich wie eine Bogensehne, ehe er zum Schlage ausholt.
Unbewusst tut sie dabei genau dasselbe, weswegen beide Männer jeweils einen Schritt vor ihr zurückweichen, nach ihren Blastern greifend. Sie wirken viel zu wenig überrascht, findet Sathrin und hat augenblicklich ein ausgeprägtes deja vu-Gefühl. So etwas ist schon mal passiert. Alles wirkt vorbereitet, aufeinander abgestimmt, perfekt getimte Choreographie.
Aus der Bewegung heraus hat sie mit einer selbstverständlichen Bewegung, so natürlich wie Atem holen, die verborgenen Vibroklingen aus dem Rückenholster unter der Jacke gezogen und sich mit zwei schnellen Schritten zwischen die die beiden Männer gebracht.
Sathrin hört überlaut das Brummen der Vibration, das metallisch schleifende Geräusch, als der Angreifer einen Schlag gegen sein Opfer ausführen will, und von ihr davon abgehalten wird.

Der Kampf ist kurz, fast zu kurz, um Eingreifen zu können. Automatisiert begegnen die Kämpfenden einander mit den kurzen Klingen, keiner verletzt den Anderen. Es ist, als müsste Sathrin gegen jemanden kämpfen, der exakt dieselbe Ausbildung hinter sich hat. Exakt dasselbe Leben gelebt hat. Exakt dieselben Erfahrungen sammeln musste.
Es braucht nur einen einzigen weiteren Schlag bis sie nach einer Ausweichdrehung mit dem Rücken zu dem Mann steht, den es um jeden Preis zu schützen gilt – und sie spürt, dass genau das die Absicht des Angreifers war. Die Ablenkung vom eigentlichen Ziel. Einen Schritt zu weit entfernt stehen, um das Unausweichliche zu verhindern. Ihre Teilnahme an diesem Kampf ist Teil des Plans.

Zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes nimmt den Angreifer, eine Frau, bewusst wahr. Sie sieht schokoladenbraunes Haar, im perfekt geschnittenen Bob das puppenhafte Gesicht umrahmend. Tiefblaue Augen, eine kurze Narbe von einem Laserskalpell auf dem linken Wangenknochen. Die Frau ist schlank, doch gleichsam kraftvoll wie schnell. Einer Raubkatze nicht unähnlich. Ein Blick in den Spiegel.
Sie beobachtet die eigentliche Zielperson einen Schlag parieren und wie er beim Abfälschen den Blaster verliert, dabei seine Deckung zu offen für eine schnell und sicher geführte Nahkampfwaffe lassend. Sathrin denkt nicht nach, trotz des Erkennens der Angreiferin und der Warnung des Mannes hinter ihr. Sie überbrückt den kurzen Abstand zu den Kämpfenden und ersetzt die vernachlässigte Deckung.
In diesem Augenblick durchdringt die unerbittliche Klinge der Anderen ihre Kleidung, ihre Haut. Sie spürt den nicht zu beschreibenden Schmerz, als die vibrierende Schneide auf Rippe trifft, als das cortosisbeschichtete Metall mit einem hartnäckigen Ruck weiter in ihren Körper getrieben wird.
Sathrin schnappt überrascht nach Luft, prallt mit dem Rücken gegen die Brust der Zielperson. Den Mann den sie soeben vor eben diesem Angriff schützen wollte. Ihre Waffen fallen zu Boden, scheinen dabei kein Geräusch zu machen. Alles steht still. Regentropfen verharren unbeweglich in der Luft. Beide Männer erstarren in stummem ungläubigem Entsetzen, als Sathrin’s Beine unter ihr nachgeben und sie ihre Hände ausstreckt, die Handgelenke ihrer Gegnerin umfasst, diese im Kampf behindern wollend und den letzten Halt im Leben suchend.
Sie geht zu Boden und erlebt den weiteren Verlauf des Kampfs kaum noch bewusst mit, zu verheerend ist die tief geschlagene Wunde in ihrer Brust, zu groß der Blutverlust. Erst als sich zwei schlanke Hände unter ihren Kopf schieben und sich ein geliebtes Antlitz in ihr Sichtfeld drängt, zwingt sie sich zur Konzentration. Sein natürliches Auge weint bittere Tränen. Er wiederholt ständig bestimmte Worte, die sie nicht mehr hören doch umso mehr fühlen kann und dafür schenkt sie ihm das allerletzte süße Lächeln.
Als Sathrins Kopf dann zur Seite fällt ist ihr Blick bereits leblos verschleiert. Sie sieht nicht mehr, wie die Zielperson eine ihrer fallen gelassenen Vibroklingen aus der Brust der Fremden zieht. An eben jener Stelle, an der sie selbst tödlich getroffen wurde.


...
Sathrin erwacht, mit einem spitzen Schrei, aus diesem Alptraum.
Orientierungslos streift ihr Blick das fremde Zimmer, indem sie sich befindet. Sie erkennt nichts wieder. Doch sitzt der Horror ihres Traumes ihr noch zu tief in den Knochen, als das sie dem Beachtung schenken könnte. Sie verbirgt das Gesicht in krankhaft zitternden Händen, zwingt sich zur Ruhe. Sie spürt, wie der Mann neben ihr sich aufsetzt, ihr eine kräftige Hand auf die Schulter legt, diese sanft drückend, Beistand gebend.
„Nur ein Traum.“
Sie hört sein Murmeln und nickt. Natürlich, nur ein Traum. Dann spürt sie seine Küsse auf der nackten Schulter und lächelt abgelenkt. Sie legt den Kopf zur Seite, um ihm Raum für mehr zu lassen.
Langsam kehrt dabei die Orientierung zurück und mit ihr der Argwohn. Seine Küsse sind anders, seine Hände sind anders. Er fühlt sich anders an, seine Stimme klingt ebenfalls nicht richtig. Er riecht sogar nicht wie der, den sie an ihrer Seite erwartet.
Langsam wendet sie sich ihm zu, will ihn ansehen. Sein Körper ist anders.
Sie stellt fest, dass auch sein Haar anders ist, als es sein sollte, als er ihren Arm mit Küssen bedeckt. Etwas länger, etwas unordentlicher und scheinbar auch.. heller? Sie greift hinein, zwingt ihn sanft, aber nachdrücklich sie anzusehen – und sieht unter dunklen braunen Augen das Lächeln des Mannes auf sich ruhen, dem sie in ihrem Traum ungeschickterweise ihr Leben geopfert hat.


...
Ein weiterer spitzer Schrei, ein dumpfer Aufprall, gefolgt von einem schmerzenden Hinterteil und aufgeschürften Ellbogen holen Trine zurück aus der Traumwelt in die Realität. Sie sitzt auf dem Boden neben ihrem Bett, heftig atmend, wie nach einem langen Lauf. Verwirrt versucht sie die Erinnerungen an ihren Traum zu sortieren – und an den Traum im Traum.
Heute Nacht würde sie nicht mehr schlafen. Nicht freiwillig.
Finden ist nicht verboten.
Lange Finger krümmen sich nicht zur Arbeit.
Ein Dieb hält keine Rede.
Wer in den Honigtopf greift, schleckt sich auch die Finger ab.

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